Das Fundament meiner Begleitung und Beratung in meiner Praxis ist ein Menschenbild, das in den Erkenntnissen der Psychotraumatologie gründet.
Mein Menschenbild geht von der „Annahme des guten Grundes“ aus.
Wir Menschen sind nicht einfach so, wie wir sind. Wir sind so, weil wir so geworden sind, weil wir zu dem „gemacht“ wurden. Es gibt gewichtige Gründe und Ursachen,
warum wir so geworden sind, wie wir sind – warum wir uns so verhalten, so fühlen und so denken, warum unser Leben so ist, wie es ist.
Doch manchmal sind uns diese Gründe unbekannt und verborgen, manchmal unglaubhaft und unvorstellbar und manchmal unaushaltbar und unerträglich.
Es gibt Lebenserfahrungen, für die wir Menschen nicht geschaffen sind – die wir körperlich, emotional und kognitiv nicht aushalten können. Es sind traumatische Erfahrungen,
hauptsächlich die von uns Menschen verursacht oder beabsichtigt sind, die besonders schmerzhafte und langwierige Wunden und Narben hinterlassen.
Diese können uns – unser „So sein“ und „So leben“ elementar beeinflussen.
Das Wissen um diese traumatischen Lebenserfahrungen und ihr Verstehen sind für mich ein wesentlicher Schlüssel für mögliche Veränderungen: Denn erst,
wenn ich um mich weiß und von mir weiß, wenn ich mich wirklich kennen und verstehen lerne, kann ich mich dahin entwickeln, wie ich sein will.
Deswegen ist diese Frage nach dem Warum ist für mich derart bedeutsam – in zweifacher Weise:
• Die „Annahme eines guten Grundes“ lässt mich anders auf uns Menschen blicken. Erst wenn ich um die Lebenserfahrungen eines Menschen weiß,
kann ich sein „So sein“ wirklich erfassen. Ohne dieses Wissen drohe ich, vorschnell zu urteilen und zu (be)werten. Dann werde ich anderen
Menschen und mir selbst nicht gerecht. Das heißt gerade nicht, alle Verhaltensweisen gutzuheißen und für alle Lebensweisen, Verständnis zu haben.
Aber es bedeutet, dass ich versuche zu verstehen, warum wir Menschen so geworden sind, wie wir sind.
• Mein Wissen um das verletzende und zerstörerische Potential von uns Menschen – was wir einander antun können – ermöglicht mir und verpflichtet mich
gleichermaßen, meiner Verantwortung gegenüber anderen Menschen und mir selbst gerecht zu werden. Denn ich bin mir bewusst, dass ich mit meinem Wesen
und Verhalten andere Menschen nachhaltig verletzen und schädigen kann. Traumatische Wunden und Narben werden mit einem „Sorry, das wollte ich nicht!“
oder „Entschuldige bitte, das war nicht meine Absicht!“ nicht wieder gut. Diese können auch nicht einfach so verziehen und vergeben werden.
Die sprichwörtliche Zeit heilt traumatische Wunden nicht. Wenn ich um diese Qualität eines Psychotraumas weiß, kann ich nicht mehr tun und lassen,
was ich will. Denn es kann sein, dass mein Handeln und Nichthandeln dauerhafte und nachhaltige Konsequenzen nach sich ziehen.
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